Ein besonderer Termin in der Grenzlandfestwoche war von jeher der Kindertag. Für diesen Tag wurde lange gespart und so manches Zehnerl, das in den Wochen vorher mit Heidelbeersammeln erarbeitet wurde, war für dieses Ereignis bestimmt. Es lockten das „Schiffscaroussel“, das Hundetheater, das Ringwerfen und vieles mehr. Schon von den ersten Volksfesten in Zwiesel wird über Spiele „zur Ergötzung der lieben Jugend“ wie Faßschlüpfen, Kerzenfischen oder Hahnenschlag berichtet. Weiter heißt es 1889, „daß die Theilnehmer am Sackhüpfen, Schubkarrenfahren und Eierlaufen selbst für die Beschaffung des Sackes bzw. Schubkarrens und Kochlöffels Sorge zu tragen haben“. Neben der Unterhaltung wurden dabei Geldpreise ausgelost, die den „Festetat“ aufbesserten.
In den Grenzlandfesten vor dem Zweiten Weltkrieg veranstaltete man auch Kinderfestzüge, die Märchen, Handwerker, Edelfräulein und Prinzen darstellten. Aus dem Jahr 1939 wird von einem imposanten Zug berichtet, „der in seiner künstlerischen Ausgestaltung und seiner sinnvollen Zusammenstellung eine glanzvolle Nummer in dem Programm des Grenzlandfestes darstellte und allseitige Bewunderung fand“.
Nach dem Krieg bürgerte sich der Donnerstag als Kindertag ein, organisiert vor allem von Rektor Siegfried Billmeier und Oberamtmann Franz Betz. Ihnen gelang es auch immer wieder, die amerikanischen Besatzer mit einem Zuckerlbomber einzuspannen, wobei diese von einem Hubschrauber über dem Festplatz Süßigkeiten abwarfen. Unvergessen ist auch der Amtsbote und Fremdenführer Fritz Bauer mit seinem „Zehnerltauchen“, das er in seiner unnachahmlichen Art kommentierte. Viele Generationen von Zwieselern holten sich kraxelnd Preise vom Steigbaum, manchmal unterstützt von etwas Baumpech an den Füßen. Die Kraxelkünste waren auch hilfreich, um den Zaun zu überwinden, der damals den Festplatz umgab. So konnte man mehrmals mit Herzklopfen den Haupteingang durchschreiten und bekam erneut Süßigkeiten und Fahrmarken von den Festkassierern, die milde über diese kleinen Betrügereien hinwegsahen.
Das „Zehnerltauchen“ wurde in den 70er Jahren aus hygienischen Gründen aufgegeben, und auf den Steigbaum wurde in den 90er Jahren verzichtet, weil immer weniger Zwieseler Buben dem glattgehobelten Stamm gewachsen waren. Nur das Wurstschnappen auf der beweglichen Walze hat die Jahrzehnte überstanden und erfreut sich auch jetzt noch großer Beliebtheit. Heute werden zum Kindertag im jährlichen Wechsel ein Kasperltheater und ein Einzug, manchmal mit Luftballonwettfliegen, veranstaltet. Außerdem bieten die Berufsfachschule für Kinderpflege und der städtische Bauhof interessante Spiele an, bei denen Süßigkeiten und Fahrchips als Preise winken, so zum Beispiel ein Glücksrad, ein Nagelbalken oder eine Traglrutsche. Wenn sich auch die Vergnügungen ändern, so bleibt doch für die Zwieseler Kinder der Donnerstag der wichtigste Tag der Grenzlandfestwoche.