1955 holte der damalige Oberforstmeister Konrad Klotz vom Forstamt Zwiesel Ost erstmals in Bayern Waldarbeiter zu einem Berufswettbewerb zusammen. Diese Veranstaltung als Rahmenprogramm des Zwieseler Grenzlandfestes lockte 34 Holzhauer aus dem gesamten Bayerischen Wald an. Entsprechend der damaligen Anforderungen an Waldarbeiter setzten sich die Wettkampfübungen aus Sägen, Hauen, Zielhauen und Holzsetzen zusammen. Der Wettbewerb erwies sich als voller Erfolg und erfuhr deshalb alljährlich eine Wiederholung. Beschränkten sich die Teilnehmer 1955 noch auf die Bayerwaldler, so kamen zwei Jahre später schon Holzhauer aus dem Allgäu, aus Hessen, Württemberg und Österreich. Im Lauf der Jahre beteiligten sich auch Niederländer, Franzosen, Jugoslawen, Schweden, Schweizer, Dänen und Spanier an den Meisterschaften und brachten ein internationales Flair in den Bayerwald.
Die Zahl der Wettkämpfer stieg von Jahr zu Jahr auf fast 250. Gleichzeitig wurden die Wettkampfarten ergänzt. Zu dem ursprünglichen Einzelkampf kam der Rottenkampf und schließlich im Zug der technischen Entwicklung ab 1962 auch der Wettkampf mit Motorsägen.
Nach der Pensionierung und dem Wegzug von Konrad Klotz gab man 1969 die Meisterschaften auf. Abgesehen von einem Wettkampf auf Ortsebene 1994 wurde die Tradition erst 1999 wieder belebt und eine Ostbayerische Waldarbeitsmeisterschaft abgehalten.
Die Waldarbeitsmeisterschaften in Zwiesel haben immer schon dazu gedient, den Berufsstand der Waldarbeiter in der Öffentlichkeit darzustellen. Diese Berufsgruppe wird zwar viel beschrieben und viel besungen, findet aber oft nicht die Würdigung, die ihr zusteht. Mit den Meisterschaften soll der Meinung entgegnet werden, dass man nur zur Hacke oder zur Säge greifen bräuchte, um Waldarbeiter zu sein. Gerade durch einen Wettkampf wird demonstriert, wieviel Geschick und Können, Kraft, Aufmerksamkeit und fachliches Wissen erforderlich ist, diesen Beruf auszuüben.
Den Beruf des Holzarbeiters gibt es mit Ausnahme der Glasindustrie bei uns erst seit dem 18. Jahrhundert. Vorher war es üblich, dass die Waldbesitzer das Holz selbst ernteten, Knechte damit beauftragten oder Gelegenheitsarbeiter beschäftigten. Die Waldarbeit wurde meist in jener Zeit erledigt, die das bäuerliche Arbeitsjahr zuließ, nämlich im Winter. Die Waldarbeit diente vorwiegend der Selbstversorgung. Auch in späterer Zeit hatten die Holzhauer kein geregeltes Berufsbild; es waren angelernte Kräfte. Das drückte sich auch im sozialen Status aus, so dass sogar in einem Märchen der Gebrüder Grimm von einem armen Holzhacker die Rede ist, dem Vater von Hänsel und Gretel.
Eine durchgreifende Besserung ergab sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Staat Waldfacharbeiterschulen einrichtete und die Ausbildung forcierte. Der Waldfacharbeiter (heute Forstwirt) wurde zum Lehrberuf mit zweigleisiger drei Jahre dauernder Ausbildung in Theorie und Praxis. Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen zum Forstwirtschaftsmeister, zum Forsttechniker sowie zum Forstmaschinenführer.
Der Forstwirt erhält seine Arbeitsaufträge vom Waldbesitzer oder Förster, ist aber in der Ausführung weitgehend selbständig und hat die Freiheit der Arbeitsgestaltung. Das verlangt insbesondere Verantwortungsbewußtsein und Zuverlässigkeit. Eine große Bedeutung kommt dabei dem Natur- und Umweltschutz zu. Zu den wichtigsten Aufgaben des Forstwirtes zählt die Verjüngung des Waldes durch Aussaat oder Pflanzen junger Bäume. Daneben ist es seine Aufgabe, den Wald zu schützen, beispielsweise durch den Bau von Wildverbißzäunen oder das Fangen von Borkenkäfern in speziellen Lockstofffallen. Der Wald bedarf einer dauernden Pflege, um ihn artenreich und stabil erhalten zu können. Erst am Schluß der Arbeiten steht jene, für die der Forstwirt bekannt ist, die Holzernte. Dabei müssen die Bäume gefällt, entastet, eingeschnitten, vermessen und gekennzeichnet werden. Hierfür steht eine vielfältige Technik von der Motorsäge bis zu Holzerntemaschine zur Verfügung, die auch bei den Waldarbeitsmeisterschaften gezeigt wird.
Waldarbeitsmeisterschaften sind in Zwiesel schon seit 1955 bekannt und hier stand auch die Wiege dieser Berufswettkämpfe. In den Achtzigerjahren entwickelte sich daraus in den USA eine neue Wettkampfform mit einer Mischung aus Sport und Show, die jetzt auch in Europa als Timbersports (Holzsport) immer mehr Anhänger findet. Die Athleten kommen meist aus der Forstwirtschaft oder dem holzverarbeitenden Gewerbe und messen sich in Kampfgeist, Kraft, Technik und Schnelligkeit. Zwischenzeitlich gibt es weltweit nationale und internationale Cups und Meisterschaften, die vom schwäbischen Motorsägenhersteller Stihl organisiert und gefördert werden.
In Zwiesel wurde 2005 die erste Internationale Bayerische Meisterschaft der Stihl Timbersports Series ausgetragen. Diese Wettkämpfe mit internationaler Beteiligung brachten interessante Vergleiche von körperlicher Leistungsstärke und ausgefeilter Technik im Umgang mit den Arbeitsgeräten. Die Teilnehmer maßen sich in drei Axt- und drei Sägedisziplinen:
Springboard (Springbrett)
Mit einigen Axtschlägen werden zwei Trittbretter in einem senkrechten Holzstamm platziert. Auf dem schwingenden Brett stehend muß der Teilnehmer dann die Spitze des Stammes mit der Axt fällen. Das erfordert Balance und Geschicklichkeit.
Underhand Chop (Liegend Schroten)
Auf einem horizontal verankerten Stammstück stehend geht es darum, dieses durch Axtschläge von beiden Seiten schnellstmöglich zu durchtrennen.
Standing Block Chop (Stehend Schroten)
Ziel dieser Disziplin ist es, ein senkrecht stehendes Stammstück so schnell wie möglich zu fällen.
Single Buck (Zugsäge)
Von einem liegenden Baumstamm muß mit einer großen Handsäge eine Scheibe abgeschnitten werden.
Stock Saw (Stammsäge)
Die Teilnehmer müssen von einem liegenden Baumstamm mit der Motorsäge zwei Scheiben abschneiden.
Hot Saw (Heiße Säge)
Die „Königsdisziplin“ entspricht dem Regelement der Stammsäge bis auf die Tatsache, dass die Teilnehmer hoch getunte Sägen mit über 60 PS verwenden und drei Scheiben abschneiden.
Stihl und Timbersports sind eingetragene Wortmarken der Andreas Stihl AG & Co. KG
Festzüge waren immer schon Ausdruck besonderer Anlässe und Ereignisse mit bleibendem Erinnerungswert bei Teilnehmern wie Zuschauern. Bereits vom Zwieseler Volksfest 1884 berichtet die Chronik, dass ein Festzug mit vier sehr schönen Festwagen durch die Straßen ging, wobei auch der Nachbarmarkt Regen einen Wagen schickte. Beim Festzug 1889 wurden sogar Preise für die schönsten Festwagen ausgelobt und dem Sieger winkten 25 Mark. Das war eine stattliche Summe, wenn man bedenkt, dass alle sechs Musikcorps, die am Zug teilnahmen, mit zusammen 30 Mark entschädigt wurden. Damit alles stilecht war, lieh man sich die Garderoben sogar vom Hoftheater in München. Sieger wurde der Wagen „Fortuna“ der Gemeinde Rabenstein, gefolgt vom Wagen „Gambrinus“ des Marktes Regen und dem Wagen „Spahnindustrie“ der Gemeinde Bärnzell.
Zu solch einem Festtag putzte sich der ganze Ort heraus: Die Straßen wurden gekehrt, die Häuser beflaggt sowie mit Girlanden und Kränzen geschmückt und das nicht nur an der Hauptstraße. Für den Festzug 1954 zur 50-Jahr-Feier der Stadterhebung wurde sogar das ehemalige untere Tor am Stadtplatz nachgebaut. Den Festzug selbst gestaltete man in sieben historischen Bildern, beginnend von der ersten Besiedlung Zwiesels über die Entstehung des Marktes und die Wappenverleihung bis zur Gegenwart.
Beim Jubiläum 1979, als man 75 Jahre Stadtrechte feierte, sahen 15.000 Besucher einen beeindruckenden Zug, der über zwei Stunden durch die Stadt rollte. 30 Wagen, 50 Fußgruppen und über 60 Pferde zählte man. Vertreten waren alle bedeutenden Vereine, Institutionen und Firmen in der Stadt, von den Bauern, die das Dreschen vorführten über den Arbeiter-Unterstützungsverein als Flößerzunft und den Schott-Werken mit einem attraktiven Glaswagen bis hin zum Kaninchenzuchtverein mit einem riesigen Blumenhasen.
Nicht viel weniger beeindruckend war der Festzug zum im Jahr 1986, als man das 50jährige Bestehen des Grenzlandfestes beging. Attraktion der Veranstaltung war ein großartiger Zwölferzug aus dem Chiemgau, der den Bierwagen zum Festplatz brachte. 28 Trachtenvereine waren ebenso vertreten wie 19 Schützenvereine, unter ihnen die fesche Schützenkompanie aus Zirl in Tirol. Es war ein Festzug wie aus dem Bilderbuch unter weiß-blauem Himmel, mit schneidiger Musik und so manchem Juchezer der Fuhrleute.
Beim großen Festzug 2004, als man 100 Jahre Stadt und 750 Jahre erste urkundliche Erwähnung feierte, zogen bei herrlichem Wetter 73 Gruppen und Wagen durch die Stadt. In zahlreichen lebenden Bildern wurden Vergangenheit und Gegenwart Zwiesels dargestellt. Die Straßen waren gesäumt von begeisterten Menschenmassen.
Der letzte große Festzug war 2005, diesmal aus Anlass von 125 Jahren Volksfesttradition in Zwiesel. Hauptthemen dieses Zuges waren deshalb Trachten, Schützen und Brauchtum. Mehr als 60 Gruppen, angeführt von den Griesbacher Wolfauslassern und begleitet von sieben Musikgruppen zogen an einem heißen Sommertag durch die Stadt. Neben den 15 Schützen- und Trachtenvereinen beeindruckten die vielen Gruppen, die in historischer Arbeitskleidung an bäuerliche Arbeitsweisen und Brauchtum erinnerten.
Natürlich dürfen im Grenzlandfestzelt am Abend so legendäre Hits wie „Anton aus Tirol“, „Fürstenfeld“ oder „Hey Baby“ nicht fehlen; die stimmungshungrigen Besucher verlangen danach. Am Nachmittag jedoch überwiegen die leiseren Töne. Dann kann man von so mancher Kapelle noch echte bayerische Volksmusik hören, einen traditionellen Landler oder einen althergebrachten Zwiefachen. Bei den Waldlern sind die Einflüsse der böhmischen Musik noch deutlich angesichts einer Vorliebe für die Moll-Tonarten, im Gegensatz zum altbayerischen Dur. Besonders die böhmische Polka hat Einzug in das Liedgut der grenznahen Bereiche gefunden, sei es nun die „Duscherl-Polka“, „´s Blämerl“ oder die „Annamirl-Polka“ und heute hört man auch ab und an die Bockpfeife wieder, den Dudelsack, den früher böhmische Wandermusikanten in den Bayerwald brachten.
Sogar der Zwieseler Fink, der älteste und bekannteste Volkstumswanderpreis, hatte sein Nest beim Grenzlandfest. Im Jahr 1939 wurde der „Böhmerwäldler-Volkstumspreis“ erstmals vergeben im Rahmen des Heimatfestes mit Tanz, Trachtenfestzug und Musik. An der Veranstaltung beteiligten sich sogar die Reichssender München und Stuttgart sowie der Deutschlandsender. Nach dem Krieg nabelte sich der Zwieseler Fink vom Grenzlandfest ab und wird seither in einer eigenen Veranstaltung ausgetragen.
Mehr Informationen zum Zwieseler Fink: zwieseler-fink.zwiesel.de
Gelegentlich treffen sich Gstanzlsänger und Hochzeitslader aus der näheren und weiteren Umgebung im Festzelt . Das Gstanzl ist eine seit Jahrhunderten überlieferte Liedgattung und war insbesondere bei Hochzeiten, beim Tanz oder sonst in Wirtshäusern üblich. Aus dem Stehgreif wird zu einer bekannten Melodie ein scherzhafter Vierzeiler gereimt. Verwandt ist das Gstanzl mit dem Schnaderhüpfl, wobei aber zwischen beiden keine eindeutige Grenze gezogen werden kann. Während das Gstanzl mehr in Niederbayern zu Hause ist, hat das Schnaderhüpfl seinen Ursprung im Oberbayerischen. Beide greifen mit Witz und Spott Geschehnisse der ländlich-bäuerlichen Gesellschaft auf zum Gaudium der Beteiligten.
Der berühmteste Gstanzlsänger war der Roider Jackl (1906-1975). Er lernte von Kindheit an die traditionellen Vierzeiler und entwickelte daraus das politisch-kritische Gstanzl. Erstmals kommentiert er überregionale und politische Ereignisse in Gstanzlform und singt damit das aus, was viele Menschen denken. Das Gstanzl bekam durch ihn einen neuen Stellenwert sowie eine Verbindung zu Landes-, Bundes- und Weltpolitik. Das später so genannte „Politiker-Dablecka“ ist eine Erfindung des Roider Jackl, dem „Hofnarren der Demokratie“, wie er sich selbst einmal bezeichnete.
Auch beim Gstanzlsingen des Grenzlandfestes kommen die Zwieseler Politiker nicht ungeschoren davon und die Sänger werden sich rechtzeitig mit den in Zwiesel interessanten Themen vertraut machen, so dass Hiebe auf die kleine Politik nicht vermißt werden müssen. Das ist ganz im Sinne vom Roider Jackl, der einmal reimte:
In da Politik is wia beim Kartnspuin,
man woaß hoit nix gwiß
und es voliat meistens der,
der am ehrlichsten is.
Seit über 25 Jahren bieten die Zwieseler Glastage den Glasschaffenden eine Bühne, ihre hochwertigen Erzeugnisse zu präsentieren und den Besuchern eine Möglichkeit, das breit gefächerte Angebot der Glashersteller und –veredeler zu bestaunen. Es war die Idee des damaligen Grenzlandfest-Präsidenten Josef Dötsch, mit dieser Veranstaltung 1987 das Rahmenprogramm des Zwieseler Heimatfestes zu bereichern. Als Ausstellungsort bot sich die Finkenhalle an, direkt neben dem Festplatz gelegen. Die Finanzierung übernahm der Grenzlandfestausschuss, der damals noch weitgehend eigenständig war, tatkräftig unterstützt von 30 Zwieseler Glasschaffenden und weiteren Sponsoren. Besondere Förderung erfuhr das Vorhaben durch die damaligen Schott Zwiesel Glaswerke mit dem Vorstand Dr. Heinz Simon.
Der Erfolg gab den Organisatoren Recht, denn über 10.000 Besucher zog das Ausstellungsthema „Historisches und zeitgenössisches Glas“ an. Ergänzt wurde die Schau mit wechselnden Handwerkervorführungen in der Finkenhalle, einem Tag der offenen Tür in Glasbetrieben und der Glasfachschule, Vorträgen im Haus des Gastes sowie einer Sonderausstellung im Waldmuseum. Angespornt durch dieses Gelingen organisierte man gleich für das nächste Grenzlandfest 1988 eine Neuauflage. Danach einigte man sich aber auf einen zweijährigen Turnus.
Zu den dritten Zwieseler Glastagen im Jahr 1990 wurden auch Gastaussteller mit aufgenommen und durch eine zusätzliche Glasauktion steigerte man einerseits die Attraktivität der Veranstaltung und machte sie andererseits über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Spätestens jetzt musste man erkennen, dass der Rahmen eines Beiprogramms für das Grenzlandfest schon gesprengt war. So stimmte man schweren Herzens einer Abnabelung vom Fest zu und gestaltete die Zwieseler Glastage als eigenständige Veranstaltung.
Mehr Informationen zu den Zwieseler Glastagen: glastage.zwiesel.de
Der Turnverein 1886 Zwiesel bereichert das Grenzlandfest gelegentlich mit sportlichem Rahmenprogramm, einem spannenden Lauf am Fuß des Zwieselbergs. Start und Ziel sind direkt am Festplatz und die Runden führen abwechslungsreich entlang dem Schwarzen Regen, aber auch hinauf an den Hang des Zwieselbergs. Gestartet wird in neun Gruppen, beginnend mit den Kleinsten, die 500 m zu bewältigen haben, bis zu den Männern, für die 7,2 km vorgesehen sind. Das dürfte schon so manchen Schweißtropfen kosten; jeder der Teilnehmer kann aber mit einer tatkräftigen Unterstützung begeisterter Zuschauer rechnen. Diese Anfeuerung wird dann darüber hinweghelfen, wenn dem einen oder anderen die Beine schwer oder das Atmen mühsam werden. Dem Wettbewerb stellen sich etwa 250 Sportler, darunter zahlreiche Spitzenläufer aus der Region, die spannende Wettkämpfe versprechen. Allen Siegern gehören wertvolle Glaspokale und Sachpreise sowie den „Bambini“ begehrte Medaillen. Gleich im Anschluss an den Lauf erfolgt die Siegerehrung, so dass die Gewinner ihren Sieg auf der Stelle gebührend im Festzelt feiern können. Die weniger Erfolgreichen haben gleichzeitig die Möglichkeit, sich angesichts der entgangenen Chance zu trösten.
Sportliche Veranstaltungen als Rahmenprogramm bei den Zwieseler Volksfesten waren immer schon gefragt. Die ersten Feste zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden durch Velocipedrennen bereichert, also Wettrennen mit Fahrrädern. Das dürften anfangs sehr exotisch wirkende Darbietungen gewesen sein, da Zweiräder damals eher elitäre Fortbewegungsmittel waren. Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer waren aber von Anfang an gefragt. Von 1897 bis 1927 bestand in Zwiesel sogar ein „Velozipedclub“.
Vom Volksfest 1889 wird berichtet, dass für das Rennen zahlreiche Preise ausgelobt wurden, vorwiegend Produkte der heimischen Glasbetriebe. Die Teilnehmer kamen aus dem gesamten altbayerischen Raum und so berichtete die Bayerische Wald-Zeitung vom 27.08.1889: „Bessere Preise als diese hervorragenden Glasgegenstände hätten gar nicht gewählt werden können und wird jedes Stück ein sinniges Andenken an Zwiesel mit seiner hochentwickelten Glasindustrie bilden.“
Welchen Stellenwert das Rennen hatte, zeigt die Tatsache, dass es am Montagnachmittag ausgetragen wurde, zu dem sich sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer Zeit nahmen, ein heute nicht mehr vorstellbarer Zeitrahmen. Es muss aber ein sehr preiswertes Vergnügen gewesen sein, denn das „Lokalkomite des landwirthschaftlichen Vereinsfestes“ gab für die Veranstaltung nur 52 Mark aus, während das damalige Pferderennen 350 Mark kostete.
So warb das Jugendcafe für das Zwieseler Seifenkistenrennen und man konnte sicher sein, dass dies keine langweilige und trockene Veranstaltung war. Eingeladen waren alle großen und kleinen „Schumis“ oder „Vettels“ aus Zwiesel und Umgebung. Bei diesem Rennen zählten aber weder Motorleistung noch Reifengriff, sondern das persönliche Geschick sowohl beim Bauen als auch beim Fahren. Der Antrieb bestand nur aus der Hangabtriebskraft über den Stadtplatz und die Technik beschränkte sich im Wesentlichen auf ein einfaches Fahrgestell mit Lenkseilen sowie eine mehr oder weniger wirkungsvolle Bremsklappe.
Seifenkisten gibt es in Mitteleuropa bereits seit Anfang des vorigen Jahrhunderts; damals wurden sie aber noch als „Kinderautomobile“ bezeichnet. Man fuhr auch schon große Rennen. Erst als ein amerikanischer Zeitungsfotograf einen Jugendlichen fotografierte, wie er mit Verpackungskisten seinen Wagen bastelte, kam die Seifenkiste zu ihrem Namen. Diese Kisten wurden nämlich damals hauptsächlich dazu verwendet, Seifen und Käse an den Einzelhandel zu liefern. Es hätte ohne weiteres also auch der Name „Käsekiste“ entstehen können. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der organisierte Seifenkistensport von Amerika zu uns.
Um 1948 wurde auch in Zwiesel das erste Seifenkistenrennen abgehalten. Ausgestattet mit einheitlichen Achsen und Rädern baute man mit einfachsten Mitteln aber viel Talent schnittige Rennwagen. Der Start war auf der Scheibenwagnerhöhe (heute B 11-Abfahrt Zwiesel Süd) und das Ziel an der Zwieselbergsiedlung. Stark unterstützt von der Adam Opel AG und dem ADAC breitete sich die Bewegung im ganzen Land aus. Auch der Zwieseler Motorsport-Club organisierte 1979 ein Seifenkistenrennen auf der Röckkellerstraße als Rahmenveranstaltung zum 75jährigen Stadtjubiläum.
Das Jugendcafe griff diese Idee 2012 wieder auf und veranstaltete ein Seifenkistenrennen am Stadtplatz. Dabei gingen zahlreiche höchst interessante Gefährte an den Start, wie ein überschäumender Bierkessel oder ein Schneepflug. Es war ein unvergessliches Vergnügen für die vielen Zuschauer, einmal in Zwiesel eine „echte Rennstrecke“ erleben zu dürfen.
Fanfaren, Flöten, Trommeln und die Lyra erklingen alle Jahre beim Grenzlandfest, wenn der BRK-Spielmannszug beim Festeinzug aufspielt. Von Zeit zu Zeit werden auch andere Spielmannszüge zu einem Treffen eingeladen. So konnte man 1997 eine Reihe ostbayerischer Spielleute begrüßen, aus Blaibach, Metten, Regen, Schönberg, Siegenburg, Viechtach und Zwiesel, unterstützt von Gästen aus Hamm in Westfalen. Nach Standkonzerten in verschiedenen Stadtteilen zog man in einem Sternmarsch zum Stadtplatz . Dort ergaben die bunten Uniformen, wehenden Fahnen und stolzen Standarten ein besonders farbenprächtiges Bild. Im Anschluss an einige gemeinsam gespielte Stücke marschierten die Gruppen unter der Begleitung zahlreicher begeisterter Zuschauer zum Festplatz.
2003 hatte man neben einigen Nachbarspielmannszügen vier Spielmanns- und Fanfarenzüge aus Hessen zu Gast, die nicht nur durch ihre moderne Musik, sondern auch durch ihre verschiedenen Marsch-Formationen und das hohe Tempo begeisterten. So zeigten die 1. Deutsche Marching Band „The Sound of Frankfurt“ und die Züge der Freiwilligen Feuerwehr Alsfeld, des TV Goldbach und des DRK Rückers dem staunenden Publikum ihr Können. Marschiert wurde in Schlangenlinien, Kreisen und anderen geometrischen Figuren und Formen. Selbst unter synchronen Ausfallschritten litt die hervorragende Musik in keiner Weise.
Zum 50jährigen Bestehen des BRK-Spielmannszuges 2009 sind auch befreundete Gruppen als Gratulanten aufmarschiert. Es waren dies die Bayerwald-Spitzenzüge aus Regen, Teisnach und Viechtach sowie die Eschach-Gugge-Musik aus Niedereschach im Schwarzwald und das Blasorchester Vimperk mit seiner Majorettengruppe. Mit ihrer schmissigen Musik, ihren farbenfrohen Uniformen und den wehenden Fahnen begeisterten sie die Zuschauer am Stadtplatz. Ein gemeinsames Konzert mit Hermann Köstlmeier als Dirigenten, dem Mitbegründer des BRK-Spielmannszuges, war der Höhepunkt dieses Treffens.
Unter diesem Thema lobt der Grenzlandfestausschuss seit 1995 alle paar Jahre Preise aus für die am gefälligsten dekorierten Schaufenster zum Thema Grenzlandfest. Zwei Wochen vor dem Fest muss die Ausgestaltung der Fenster schon auf das kommende Ereignis hinweisen. Eine Jury begutachtet danach Fenster für Fenster und gibt eine Wertung nach verschiedenen Gesichtspunkten ab.
Dem Einfallsreichtum der Dekorateure sind da kaum Grenzen gesetzt. So sieht man Schaufensterpuppen in Lederhosen mit Bier und Brezen in der Hand ebenso wie Miniaturnachbildungen von Karussell oder Riesenrad sowie geschnitzte Bierwägen. Sogar eine nachgebaute Bierzeltidylle war schon zu bestaunen und der Zwieseler Fahnenschwinger aus Brotteig. Immer wieder überraschen die hohen handwerklichen und künstlerischen Leistungen.
Am Abend des Tags der Betriebe werden dann im Festzelt die Sieger geehrt. Den drei Erstplatzierten winken keine Preisgelder, dafür aber Naturalien in Form von Freibier und Brotzeit, damit die Belegschaften den Sieg auch gebührend feiern können. In den ersten Jahren des Wettbewerbes behauptete sich sehr häufig die Firma Stenzer mit ihrem damaligen Dekorateur Reinhard Wölfl. Zwischenzeitlich sind die Chancen recht ausgeglichen und es werden fast ausnahmslos sehr hochwertige Arbeiten gezeigt.
Die bisherigen Sieger waren:
1995: Modehaus Stenzer
1997: Willi Hannes
1999: Herrenhaus Stenzer
2001: Modehaus Stenzer
2003: Ambiente Kristall
2004: Uhren Optik Schierer (Thema: 750 Jahre Zwiesel, 100 Jahre Stadt)
2006: Bäckerei Bauer
2008: Blumen Weinberger
Ein ganz besonderes Sammelgebiet sind die Miniatur-Brauerei-Laster, die Getränkehersteller häufig als Draufgabe zu einem Kasten Bier anbieten. Brauereien nutzen diese Modelle als Werbeträger und zur Kundenbindung. Es gibt sie schon seit den 80er Jahren, doch ein regelrechter Sammlerboom entwickelte sich ab etwa 1998. Sprunghaft stieg die Anzahl der Truck-Modell-Liebhaber und immer mehr Brauereien sprangen auf diese Welle auf. Zwischenzeitlich bedienten sich auch Hersteller alkoholfreier Getränke dieser Werbeart. Es waren schon mehrere Tausend verschiedene Modelle in Umlauf und wöchentlich kamen zig neue Trucks auf den hinzu. Die Marktpreise sind von Modell zu Modell sehr unterschiedlich. Für eine Übersicht im Sammelgebiet sorgen bereits Fachkataloge und Sammlernachrichten. Bedeutend für den Sammlerwert ist, ob die Lastwagen in Originalverpackung angeboten werden.
Truckfans brauchten allerdings wegen ihrer Leidenschaft nicht mehr von einem Getränkemarkt zum anderen ziehen und Bierkästen auf Vorrat einzukaufen. Zum Grenzlandfest wurde eine Sammlerbörse für Mini-Biertrucks veranstaltet. Interessierte konnten ihre Zweitstücke zum Kauf oder Tausch anbieten oder Jagd machen auf noch fehlende Modelle. Man konnte auch Raritäten aus der Anfangszeit der Mini-Biertrucks ergattern, wie den ersten Laster der Pfefferbrauerei. Als „Zuckerl“ brachte die Dampfbierbrauerei ein neues Modell heraus, das beim Grenzlandfest erstmals angeboten wurde.