Nostalgie-Fans können sich alle zwei Jahre am ersten Grenzlandfestsonntag auf ein besonderes Spektakel freuen. Dann nämlich treffen sich Besitzer und Freunde historischer PKW, Motorräder, Traktoren und Nutzfahrzeugen in Zwiesel. Egal ob mit oder ohne historischem Gerät - alle, denen Benzin im Blut liegt und denen beim Anblick alter Fahrzeuge das Herz höher schlägt, sind herzlich willkommen zur gemeinsamen Rundfahrt, zum Schlendern und Bestaunen, zum Fachsimpeln und zum gemütlichen Ausklang im Festzelt oder im Biergarten auf dem Grenzlandfestplatz.
Fahrzeuge, die aus der Mode und dem Gebrauch gekommen sind, aber die Zeit bis heute überdauert haben, begeistern uns immer wieder. Ihre einfache Eleganz bewirkt einen Charme, den wir bei neuzeitlichen Fahrzeugen oft vermissen. Zudem beeindruckt den Betrachter die Liebe des Halters zu seinem Gefährt, abzulesen an der Pflege, die er ihm zukommen lässt.
Beim Grenzlandfest waren schon öfter Oldtimer zu bewundern. 2007 stellten die Freunde historischer Magirus-Feuerwehrfahrzeuge aus dem Chiemgau Fahrzeuge verschiedenen Typs aus. Allesamt waren es ausgemusterte Löschgruppenfahrzeuge, Tanklöschfahrzeuge oder Drehleitern, gewissenhaft restauriert und gewartet, zum Teil sogar mit der Originalbeladung. Es war eine Reise in die Firmengeschichte des vom legendären Feuerwehrpionier Conrad Dietrich Magirus gegründeten Hauses.
Ein anderer Klassiker der Nutzfahrzeuge bereicherte das Grenzlandfest 2008. Die Unimogfreunde Lohberg präsentierten zahlreiche Fahrzeuge aus der 60-jährigen Geschichte des Univeral-Motorgerätes, wie die Langbezeichnung dieses außergewöhnlichen Fahrzeuges lautet. Es wurde die Entwicklung aufgezeigt, wie das ursprünglich landwirtschaftliche Fahrzeug wegen seiner besonderen Eigenschaften wie hoher Geschwindigkeit, gefederter Achsen, Allradantrieb und geschlossenem Fahrerhaus in vielen anderen Nutzungsbereichen Verwendung fand.
Seit Jahren holen die Oldtimerfreunde Tröpplkeller, ein junger, aber rühriger Kreis von Fahrzeugbesitzern, die Oldtimer der Region zum Grenzlandfest zusammen. Damit soll ein Überblick geboten werden, welches „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“, wie es gesetzlich heißt, in unseren Garagen schlummert. Um diese Schau noch interessanter zu machen, werden auch die Oldtimer-Besitzer aus Österreich und Tschechien eingeladen.
Sowohl Bayern als auch Böhmen zählen heute zu den bedeutendsten Herstellerländern in der Autoindustrie. In Bayern sind so bedeutende Marken wie BMW oder Audi beheimatet, in Böhmen Škoda und Tatra. Dabei gingen beide Nachbarländer bis in die jüngste Vergangenheit getrennte Wege. Zurückzuführen ist dies auf die Aufteilung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg und die Grenze von Kapitalismus und Kommunismus, die zwischen den beiden Nachbarn verlief. Ein halbes Jahrhundert „Kalter Krieg“ verhinderte nahezu jegliche nachbarschaftliche Beziehung. Dieses strickte Nebeneinander hat dazu geführt, dass in beiden Ländern Fahrzeugtypen entwickelt wurden, die im Nachbarland so gut wie unbekannt waren. Heute ist das sehr interessant, wenn man beim Oldtimertreffen Raritäten aus dem Nachbarland bestaunen kann.
Bei der böhmischen Autoindustrie denkt man in erster Linie an Škoda, das schon vor dem Zweiten Weltkrieg einen großen Teil seiner Produktion exportierte. Aber auch andere Autobauer überlebten den Krieg wie Jawa, Praga, Aero und Tatra, wurden dann aber verstaatlicht. Während Praga und Tatra nach dem Krieg vorwiegend Nutzfahrzeuge produzierten, widmete sich Jawa hauptsächlich der Motorradherstellung. Aero gab 1947 die Automobilproduktion auf. Škoda polierte seinen alten Ruf wieder auf und entwickelte sich nach dem Krieg zur bekanntesten Autofirma des Ostblocks. Als einzige Marke wurde Škoda während des Kommunismus in den Westen exportiert, bis die Firma dann 1991 im Rahmen eines Privatisierungsprogramms in den Besitz von Volkswagen überging.
Vorzeigeproduzent in Bayern sind seit Jahrzehnten die Bayerischen Motoren-Werke, die sich ursprünglich der Herstellung von Flugmotoren, dann dem Motorradbau und erst ab 1928 der Automobilherstellung widmeten. Nicht viel weniger erfolgreich ist die Firma Audi, die aber erst seit 1969 in Bayern firmiert, hervorgegangen aus der Auto Union und NSU. Auch Niederbayern hat sich in der Automobilgeschichte verewigt mit dem Autobauer Hans Glas in Dingolfing, bekannt vor allem durch das Goggomobil. Er produzierte aber auch Roller, Sportcoupés und Mittelklassewagen und wurde schließlich von BMW übernommen. Nicht vergessen werden darf bei den bayerischen Fahrzeugherstellern der Messerschmitt-Kabinenroller, jenes legendäre Gefährt, halb Roller, halb Kleinwagen, produziert in Rosenheim und später in Regensburg.
Das Bayerisch-Böhmische Oldtimertreffen beim Grenzlandfest verspricht immer wieder viele interessante Raritäten aus der Automobilgeschichte der beiden Länder.